Manchmal geht’s grad nicht. Dann eben einmal nicht. Immer muss es ja auch nicht gehen. Da erübrigt sich sogar die Frage nach dem Wie. Meist geht ja ohnehin alles viel zu schnell. Und: Wenn es nicht geht, könnte es ja eigentlich auch stehen. Und zwar nicht einmal so schlecht, oder?
Monat: Mai 2017
Noch Ärger?
Manchmal kommt er doch noch, der Ärger. Dabei bin ich schon ziemlich gut darin, ihn von mir fern zu halten. Meist hat die Ursache nämlich gar nichts mit mir zu tun. Ich werde also nicht persönlich angegriffen. Und wenn doch, so hat sich der Angreifer die Falsche ausgesucht. Wozu sollte ich mich schließlich auch mit Ärger belasten, wenn Gleichmut, Gelassenheit und – ja ich gebe es zu – ein wenig Überheblichkeit auch als Option zur Verfügung stehen.
Manchmal ist man aber auch betroffen, wenn man gar nicht gemeint wurde. Im Stau etwa. Oder in einem Konzert. Dann also, wenn es keine Möglichkeit gibt, auszuweichen. Dann kommt er doch noch, der Ärger.
Laut Verena Kast, wenn ich sie richtig verstanden habe, ist Ärger ein Zeichen dafür, wo unsere Grenzen beginnen. Mit dem Ärger nehmen wir Kontur an, spüren wer wir sind. „Bis hierher und nicht weiter“ könnte man das Gefühl in Worte fassen. Tja, aber wie kann man diese Signale in der Praxis für sich nutzen? Ohne sich selbst zu verleugnen. Und ohne stärker um sich zu schlagen, als es die Situation erfordern würde.
Denn irgendeine Reaktion muss man schließlich für sich finden. Und wenn diese Reaktion adäquat ist, verfliegt auch der Ärger. Zumindest bei mir dürfte es so sein. Scheinbar geht es also gar nicht um den Angriff sondern vielmahr um das Finden einer angemessenen Erwiderung darauf, um den Ärger in den Griff zu bekommen und die Situation als Erfolg einzustufen.
Letzte Woche, zum Beispiel, war ich bei einem Konzert. Ich habe mir Zeit genommen, ein Ticket organsiert, die Anreise auf mich genommen. Und das alles nur, um eine bestimmte Band zu sehen und zu hören. Leider war beides zunächst nicht möglich. Der an sich gute Blick auf die Bühne wurde von einem Handy-Display verdeckt. Und die Musik – der Sound wäre ausgezeichnet gewesen – wurde von vier heftig tratschenden Damen hinter mir übertönt.
Das Bild der drei Affen, die sich selbst Augen, Ohren und Mund zuhalten, drängte sich auf. Hätte mir nun noch ein „dritter Affe“ den Mund verboten, wäre der Ärger wohl übermächtig geworden. So aber drehte ich mich nach den Damen um und bat sie um Ruhe. Zwei Mit-Leidende standen mir bei und die zwar zunächst uneinsichtigen, dann aber doch überstimmten Störenden verstummten.
Beflügelt von dem unerwarteten Erfolg überlegte ich kurz, ob ich mich zu dem Handy-Filmer nach vorne drängen sollte, um ihm ebenfalls gehörig die Meinung zu sagen, als mir das Schicksal bzw. die Schwerkraft zu Hilfe kam. Ermüdet ließ nun auch dieser Sicht-Verschmutzer die Arme sinken und ich hatte – zumindest vorübergehend – das Vergnügen, das Konzert sowohl akustisch als auch visuell genießen zu können.
Den Ärger über die vier Tratschenden hatte ich überwunden. Nur mit der Fraktion der Handy-Filmer habe ich noch eine Rechnung offen. Nun, so wie ich das sehe, wird sich spätestens beim nächsten Konzert ein Filmer finden, der sich meine Meinung anhören wird müssen. Oder sind Sie vielleicht einer von denen? Das wäre schön. Dann wäre das Thema nämlich jetzt auch für mich (zumindest emotional) erledigt….
Ich bin gut!
An und für sich bin ich durchaus für den korrekten Gebrauch von Sprache. Gelegentlich öffnet sich aber auch ein neuer Blick auf wenig hinterfragte Redewendungen, wenn diese nicht ganz korrekt eingesetzt werden:
Vor ein paar Tagen besuchte ich die transdanubische Filiale einer mir nicht sonderlich sympathischen Fastfood-Kette. Auf dem Weg zu den Waschräumen, die meiner Ansicht nach übrigens weit mehr zu empfehlen sind als das hier angebotene Kulinarium, kam ich an einem Personalraum vorbei, dessen Tür weit offen stand.
Zwei Frauen, beide gekleidet in der Putz-Tracht der Kette, begrüßten einander gerade herzlich. Die eine rief mit einem Akzent, den ich nicht weiter zuordnen konnte, fröhlich: „Hallo! Wie geht es dir?“ Darauf die andere, ebenso erfreut: „Danke! Ich bin gut! Und du?“ Worauf die erste folgerichtig erwiderte: „Ich bin auch gut!“
Wann haben Sie zum letzten Mal, voller Freude gerufen, dass Sie gut sind? Und wann wurden Sie das letzte Mal danach gefragt? Ich möchte mich an dieser Stelle bei den freundlichen beiden Frauen bedanken, dass ich Zeuge ihrer kurzen Konversation werden durfte. Ein wunderbares Erlebnis, das wieder einmal offenbart, wie viel Potenzial Floskeln hätten, wenn wir sie nicht ständig – zwar korrekt – aber doch ganz ohne Inhalt abspulen würden…
In der Werbung…
… funktionieren am besten: Kinder. Tiere. Und Sex.
Nur nicht in dieser Kombi…
Peter Pan
Du sagst, ich wär‘ nicht fähig
zu fliegen. Versucht
hätt‘ ich es nie. Doch geglaubt.
Diese drei Zeilen habe ich schon vor einigen Jahren geschrieben. Heute, anlässlich des Geburtstags von James Matthew Barrie (er wäre heuer 157 Jahre alt geworden) sind sie mir wieder eingefallen. Barrie hat einige Geschichten, Romane und Theaterstücke geschaffen, an die sich heute wohl kaum einer mehr erinnert. Jedoch mit Peter Pan, dem Kind, das nie erwachsen werden wollte, schrieb er sich 1904 in die Geschichte ein. Er war damals 44 Jahre alt.
Über Peter Pan gäbe es unendlich viel zu sagen. Etwa darüber, dass er nie erwachsen werden wollte (oder konnte?) oder dass er nur für den Augenblick lebte – ohne einen Gedanken an das Davor oder Danach. Ein hoher Preis dafür, fliegen zu können. Denn auch Barrie sagt an anderer Stelle, die Erinnerung wäre eine Geschenk, damit wir „Rosen haben im Dezember“. Peter besitzt dieses Geschenk nicht.
Dafür wird er niemals alt. Aber sagt ein altes Sprichwort nicht auch, das Gegenteil von „Alt Werden“ sei „Jung Sterben“? Wer weiß? Vielleicht ist Peter wirklich ein in die Ewigkeit gebannter Augenblick, ein letztes Lebenszeichen von Barries im Alter von 14 Jahren verstorbenem Bruder?
Fliegen zu können, ist immer noch ein schöner Traum, aber die Figur des Peter Pan stimmt mich immer auch ein bisschen traurig. Gleichzeitig macht mir diese Traurigkeit auch das Glück bewusst, das ich habe, weil es Menschen gibt, die mir nahe stehen und die – zumindest vorläufig – jeden Tag gemeinsam mit mir ein Stückchen älter werden…
Erwartungen erfüllt?
Heute früh öffnete ich den Spiegelschrank im Badezimmer, um Zahnbürste und Zahnpasta herauszuholen. Es dauerte etwa 10 Sekunden, bevor mir klar wurde, dass ich nicht vor meinem eigenen Spiegelschrank stand.
Schaffen Sie eigentlich alles? – Also ich nicht!
Fragen Sie sich auch manchmal, wie die anderen das alles schaffen? Den Job, die Karriere, den Stress, das Privatleben, ein schönes Heim, den großen Freundeskreis, soziale Projekte, Familie, Selbstverwirklichung, Sport, Freizeit und vieles mehr?
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ist, dass ich meine Besucherstatistik öfter abrufe als meinen Kontostand…