Vor vielen Jahren habe ich in einer Buchhandlung gearbeitet. Das war die Zeit, als gerade das Buch „Das Einzige, was stört, ist der Kunde.“ von Edgar K. Geffroy in seiner Erstauflage erschien. Und was soll ich sagen: Der Titel sprach uns aus dem Herzen!
Zumindest zeitweise. Ehrlich gesagt mochten wir aber die meisten unserer Kunden sogar recht gerne. Wir mochten unsere Arbeit und machten sie mit Freude. Zumindest, wenn man uns ließ. Das Einzige, was uns wirklich störte, war die Chefin.
Und auch sie war eigentlich eine von den Netten. Nur störte sie eben. Stets sollte irgendetwas besser oder anders oder einfach nur schneller erledigt werden. Am besten schon gestern. Pausen wurden nicht gerne gesehen. Und Fröhlichkeit erweckte höchsten Argwohn.
Am schönsten war die Arbeit für uns daher immer dann, wenn die Chefin uns allein ließ. Doch gerade das schien ihr unendlich schwer zu fallen. Offenbar fürchtete sie, dass die Mäuse, sobald die Katze aus dem Haus war, auf den Tischen tanzen würden!
Liebe Chefin! Heute, da Sie vermutlich schon lange in Pension sind. Und da weder ich noch meine Kollegen je wieder für Sie arbeiten werden, kann ich es endlich zugeben: Ja, wir haben getanzt! Wir haben getanzt und dabei unsere Arbeit besser und zügiger erledigt als an irgendeinem Tag, an dem Sie ebenfalls im Geschäft waren. Heimlich waren wir wirklich gut. Ach ja, und wir hatten auch noch Spaß dabei…